Nach den ersten beiden Olympia-Tagen und 22 Final-Wettbewerben (nicht alle Wettbewerbe wurden von deutschen Athleten besetzt) haben die deutschen Olympioniken noch keine Medaille gewonnen. Gemessen am Ergebnis der Chinesen (6 Gold, 4 Silber, 2 Bronze, insgesamt 12) hätte die deutsche Mannschaft nach einer – unsinnigen – Rechnung nach der Bevölkerungszahl 0,7 Medaillen erringen müssen. Ein Beinbruch? Sicherlich Nein. Es ist immer eine Frage des Standpunkts.
Wer nichts mit Olympia oder dem – zwischenzeitlich durchgängig kommerzialisierten Sportbetrieb – etwas am Hut hat, dem ist das egal. Wer den olympischen Sport-Wettbewerb liebt losgelöst von seiner nationalen Komponente, für den soll der Beste gewinnen, egal ob er beispielsweise aus einem europäischen oder asiatischen Land kommt. Wer aber Olympia und den Medaillenspiegel im Auge hat, könnte über das Abschneiden der deutschen Olympiamannschaft in den ersten beiden Tagen enttäuscht sein? Bahnt sich da ein zweites EM-Viertelfinal-Erlebnis an?
Wie sehen das die Aktiven selbst, beispielsweise die Schwimmer? Hier ist allgemeine Enttäuschung über das Ausscheiden im Vorlauf 400 m Staffel (Britta Steffen; Titelbild im SZ Magazin) oder im Vorlauf 400 m Feistil (Paul Biedermann) angesagt, die Chancen im internationalen Wettbewerb wurden höher eingeschätzt. Sie beteuern, “alles gegeben” zu haben oder “das ist Olympia”.
Auch der Fernsehmoderator wirkte ernüchtert/enttäuscht. Co-Moderatorin Franziska von Almsick’s Physiognomie erstarrte zusehends. Es war viel die Rede von der hohen Fähigkeit, nach enttäuschendem Vorlauf in den nachfolgenden Wettbewerben wieder mit respektabler Leistung zurückzukommen.
Wie kommt es zum Auseinanderfallen von subjektiver Leistungseinschätzung und Ergebnis im olympischen Wettkampf? Agiert man überwieden im eigenen Athleten-Zirkel und nimmt die internationalen Wettbewerber und ihre Trainingsmethoden und Ergebnisse nicht wahr? Gibt es Mängel bei der Deutschen Sportstiftung zur Förderung der Leistungssports oder fehlen geeignete Sportstätten? Realität ist die Olympia-Teilnahme von zwischenzeitlich über 200 Ländern und eine breitere Medaillenverteilung über die Länder.
Viel Spaß machte dem Fernseh-Zuschauer der 4 X 100 m Freistil/Staffel/Männer-Final-Wettbewerb, den die französiche Staffel nach spannendem Spurt auf den letzten Metern gewann. Hier passte Leistungspotential der Schwimmer, Abrufbarkeit zum Zeitpunkt des Wettbewerbs und Leidenschaft (“Sieg-Gen”) zusammen. Die deutsche Mannschaft erreichte ihre Ziele: Teilnahme am Finale und Einstellung des deutschen Rekords. Mit diesem Ergebnis wurde sie Sechster. Die Vorderen schwammen in einer anderen Liga.
“Dabeisein ist alles”?
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