Das Wall-Street-Journal berichtete über den geplanten Börsengang des weltweit größten Online-Netzwerks/soziales Netzwerk Facebook in der ersten Hälfte 2012. Facebook wurde 2004 von Mark Zuckerberg mit 3 Kollegen gegründet und machte besonders in den letzten Jahren einen rasanten Aufstieg:
Daten (öffentlichlich zugänglich; müssen verifiziert werden, da Facebook als nicht öffentlich notierte Aktiengesellschaft eingeschränkt publikationspfllichtig ist):
- Umsatz (in Mlliarden Dollar): 0,3 (2008), 0,8 (2009), 2,0 (2010), 4,0 (2011 erwartet)
- Gewinn von Januar bis September 2010: 0,355 Milliarden Dollar netto
- Produkt: “Verkauf” von Personen-Nutzerprofilen aus der Facebook-Anwendung an Firmen/Kunden für zielgruppengenaue Werbung/Kommunikation/Marketingsmaßnahmen
- Beschäftigte: 2000
- Nutzer/Monat weltweit: 800 Millionen
- Infrastruktur: Server-Anzahl 30.000 (10/2009), Verdoppelung auf 60.000 (2010)
- Anteilseigner und Investoren: Mark Zuckerberg (24 %) mit den 3 Mitbegründer insgesamt 47 %, Microsoft, diverse Investmentunternehmen und Private. Im Januar 2011 animierte die US-Investmentbank Goldman Sachs mit einem Appetizer-Investment von 0,4 Milliarden Dollar zum Big Run und die Investoren folgen mit realem und virtuellem Geld. Empfiehlt sich Goldman Sachs als provisionenträchtiger Konsortialführer im
- Wurde der Firmenwert von Facebook Anfang 2011 auf 50 Milliarden Dollar taxiert, so wird bei einem möglichen Börsengang in 2012 von 10 Milliarden Dollar Einnahmen für 10 % der Anteile ausgegangen, was einem Börsenwert von 100 Milliarden Dolar entspricht.
- Mit dem Erreichen von zwischenzeitlich 500 Investoren und dem möglichen Börsengang wird Facebook publikationspflichtig mit mehr Zahlentransparenz in der Folge.
Die Produktpalette von Facebook wird ständig ausgeweitet: Facebook Platform (Öffnung für Drittanbieter), Facebook Connect (Verwendung von Anmeldedaten, Fotos, Inhalte u.a. auf anderen Webseiten), Open Graph (Entwickler greifen auf die Facebook-Plattform zu), Mobile (Verfügbarkeit auf mobilen Plattformen wie iPhone) u.a..
Facebook steht in unterschiedlicher Kritik: Nach einem Bericht der Stiftung Warentest hat der Datenschutz bei Facebook “erhebliche Mägel”. Anmeldung mit fiktiver Identität, Datenweitergabe bei Angabe einer fremden Mail-Adresse, Verwertung und Speicherung von Nutzerdaten, Einsatz von Gesichtserkennungssoftware bei gespeicherten Bildern, Weitergabe der User-ID an Werbekunden, Löschen von Nutzerkonten, “Gefällt-mir”-Knopf u.a. sind/waren weitere Kritikpunkte. Das in Artikel 10 des Grundgesetztes als Grundrecht für jede schriftliche Mitteilung garantierte Briefgeheimnis hat sich am Internet-Horizont verflüchtigt?
Die amerikanische Verbraucherschutzbehörde FTC hat nach 18 monatiger Untersuchung schwere Vorwürfe gegen Facebook erhoben. Demnach muss Facebook in den nächsten 20 Jahren eine beabsichtigte Änderung der Datenschutzrichtlinien unabhängigen Prüfern vorlegen und die Nutzer-Zustimmung bei Einstellungs-Änderungen zur Privatspähre einholen. Zuckerberg räumt Fehler ein und gelobt Besserung.
1. Es sind obige Kritikpunkte, die das “Geschäftsmodell Facebook” auch in Zukunft einer ständigen globalen Gesellschaftskritik aussetzen. Facebook hat mit den ständig erweiterten globalen Möglichkeiten der Internet-Kommunikation alle Rahmen setzenden Instanzen überrollt. Der Prozess endet erst, wenn ein alle diese Möglichkeiten einschließendes “Internet-Kommunikations-Geheimnis” als Grundrecht mit Verfassungsrang ähnlich dem Briefgeheimnis existiert.
2. Die Zahlen (Börsenwert/Umsatz: 25; Kurs/Gewinn: > 50) erinnern an die Internetblase aus dem Jahr 2000. Der Börsenwert wird durch spekulative Investoren angeheizt, das aktuelle Börsenumfeld ist nicht günstig und Internetfirmen bewegen sich in einem volatilen Umfeld (siehe Kursverlust des Börsenneulings Groupon). Kommen Zeifel an der Werthaltigkeit des Investments auf, geht es mit dem Kurs schnell abwärts. Sind “systemische” Investoren involviert, gerät wieder der Steuerzahler ins Blickfeld. Die gesamte Palette gesetzlicher Kontrolle ist beim anstehenden Börsengang/IPO gefordert? Reicht er aus?
Schreibe einen Kommentar