Schon vor 2 Jahren wurde von G 20 der Derivatehandel – Finanztermingeschäfte/Optionen mit hochriskanten virtuellen Finanzprodukten – als eine der Hauptursachen für die sich ausbreitende Finanzkrise genannt mit der Notwendigkeit zur Beaufsichtigung und Absicherung, um eine weitere Lehmann-Brothers-Kastastrophe zu vermeiden.
Die Finanzkrise hat sich zwischenzeitlich zu einem weltweiten Flächenbrand ausgeweitet.
Drei Jahre nach dem Beginn der Finanzkrise haben die EU-Finanzminister am Dienstag in Luxemburg beschlossen, diese Handelsgeschäfte durch
- Eintragung in ein Transparenzregister und
- Abwicklung über Clearingstellen zum Schutz vor Kundenverlusten und Gefährdung des Finanzsystems
zu kontrollieren und transparent zu machen.
Der Derivatehandel
- hat nach EU-Einschätzung ein weltweites Volumen von 570 Billionen Dollar mit expansiver Tendenz (2000: 95 Billionen $)
- geschieht vorwiegend außerbörslich zu 80 % als Direkthandel OTC unter Vertragspartnern (Groß-Banken, Fonds) ohne Aufsicht, Transparenz nach außen und Sicherheitsmechanismen zur Verhinderung von überbordenden Risiken und Kettenreakion über das ganz Finanzsystem
- betrifft überwiegend virtuelle Zins-, Währungs-, Aktien-, Index-, Rohstoffe-, Kreditversicherungs(CDS)-basierte Finanz-Produkte (-“Produkte”?) mit geringem Bezug zur realen Güterwelt
- bedient sich x-facher Finanzvolumen-Hebel
- ist Computer ausgerichtet, arbeitet mit Mathematikmodellen/Algorithmen, handelt große Volumina global oft im Millisekundentakt
- arbeitet mit teilweise sehr jungen Finanz-Produkte, die ihre Existenz den Möglichkeiten/Kombinatorik des Computers und extrem schneller und volumenstarker Datentransfers ableiten
- ist gekennzeichnet durch Produkte, die von Fachleuten/Finanzingenieuren generiert wurden, weit weg vom traditionellen Berufsbild eines Bankkaufmanns
- absorbieren Bankaktivitäten/Geldvolumina weg von der Geldversorgung für Industrtie, Gewerbe, Handel.
Derivate sind teilweise Hoch-Risiko-Produkte. Die Aussicht auf hochspekulative Gewinne reißt alle Dämme. Und Damm brechende Verluste sind ebenso realistisch, wie die Finanzkrise zeigt. Nach Warren Buffet handelt es sich bei Derivaten wegen ihrer Komplexibilität und hoher Handelsvolumen um “Massenvernichtungswaffen”, die das Finanzsystem destabilisieren können.
Mit Derivaten hat sich ein Finanz-Geschäftsfeld entwickelt, das die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen einer Finanz-Wirtschaftsordnung sprengt. Wenn Finanzminister Schäuble vor einigen Wochen sagt, dass “wir der Entwicklung immer noch hinterher laufen”, wird Ohnmacht vor einer mächtigen, kreativen und sich schnell entwickelnden Finanzbranche offenkundig? Handeln da Staat/Finanzaufsicht und Finanzunternehmen nicht auf gleicher Augenhöhe?
Schließlich gibt es auch in der Finanzkrise eine Gruppe teilweise Milliarden-schwerer Profiteure, während die vielen Außenstehenden/Arglosen/nicht Previligierten für die Folgeschäden aufkommen und den tief im Dreck steckenden Karren herausziehen müssen:
- Damit der Flächenbrand der Finanzwelt schnell gestoppt wird, ist als ordnungspolitischer Rahmen eine generelle Zulassungspflicht für alle Derivate nach festzusetzenden Kriterien erforderlich: (1) Beantragung auf Zulassung, (2) beaufsichtigter Testmarkt und (3) Markt-Zulassung mit der Möglichkeit von Verbot nach Schieflagen?
- Marktteilnehmer sollten nur Akteure mit realem Bezug zum “basierten” Produkt sein unter Ausschluß reiner Zocker-Aktivitäten?
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