Der Fed-Magier Alan Greenspan wird 90

Alan Greenspan, von August 1987 bis Januar 2006 Vorsitzender der US-Notenbank Federal Reserve System (Fed), war der erste, der mit einer Notenbankpolitik des expansiven Geldes aufkommende Strukturschwächen der westlichen Industrieländer abzuändern suchte. Seine Nachfolger Ben Bernanke (2006 – 2014) und Janet Yellen (ab 2014) haben es ihm – wenn auch in abgeschwächten Maße und verändertem Umfeld – gleich getan.

Die US-Notenbankpolitik hat seit Greenspan kein neues Fundament gefunden und die Strukturschwächen der westlichen Industrieländer haben sich nicht grundlegend gewandelt.

Zwar verhinderte Greenspan mit seiner Geldschwemmen-Politik nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 den wirtschaftlichen Niedergang. Er steht mit seiner expansiven Geld-Politik aber auch am Anfang einer Entwicklung, die in der verheerenden Welt-Finanzkrise 2008 mündete mit vielen “aufgeblasenen” Märkten, besonders auf dem Immobiliensektor.

Vor allem die Finanzmärkte haben das “billige Geld” (aktueller Leitzins USA 0,25-05 %, Eurozone 0,05 %, Japan 0-0,1%) begierig aufgegriffen. Besonders ab Mitte der 90ige Jahre setzte ein explosionsartiger Anstieg der Aktienmärkte an, der die Aktien-Indices bis heute Verfünffachte (DAX) bzw Versiebenfachte (S & P 500). Die aktuelle Diskussion “Die Reichen werden immer reicher” hat hier eine wesentliche Ursache.

Die Signalwirkung der vor wenigen Monaten eingeleiteten zaghaften Anhebung der Leitzinsen durch die Fed kann den Euro weiter abwerten und damit den Export aus der Eurozone begünstigen, die Finanzierung von Dollar-Krediten aus ausländische Währung verteuern, die Aktien-Kursentwicklung belasten und vieles mehr.

Die Auswirkungen auf das internationale Finanzsystem sind vielfach. Nur was letztendlich schon seit Greenspan nicht mehr vollumfänglich funktioniert ist, durch eine expansive Geldpolitik der Notenbank eine expansive Konjunkturentwicklung in den nationalen Volkswirtschaften der westlichen Staaten zu bewirken.

Zum Höhepunkt der Finanzkrise war bereits Ben Bernanke zwei Jahre Fed-Chef. Greenspan erkannte Fehlentwicklungen der durch ihn eingeleiteten expansiven Geldpolitik, die ihn schockierten und ihm auch selbst schadeten.

Der “Magier” mit seinen oft kryptisch verschachtelten Aussagen zur aktuellen Geldpolitik, der alle folgten, erkannte die Fehler weniger bei sich und seinem Postulat der freien Märkte, die in Wirlichkeit unregulierte Märkte waren, als bei den Instituten, die allein aus Eigeninteresse ihre Aktionäre/Gläubiger hätten schützen müssen: Ein ungerechtfertigtes Vertrauen in die Akteure der Geldindustrie – so nah an den Verlockungen des Geldes?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert